Verkehr: Engpässe beseitigen!


    Plädoyer für KMU und Gewerbe


    (Bild: zVg) Urs Furrer, Direktor Schweizerischer Gewerbeverband sgv

    Kennen Sie das? Sie fahren auf der Autobahn und plötzlich: Rote Bremslichter, starkes Abbremsen – Stau! Fast alle von uns können ein Lied davon singen – sei es, weil sie schon selber einmal in einem grösseren Stau stecken geblieben sind oder auf gewissen Strecken regelmässig nur mühsam vorankommen, sei es, weil sie auch schon einmal auf einen Bus warten mussten, der wegen Stau Verspätung hatte. 2023 gab es in der Schweiz total 48’000 Stunden Stau – wesentlich mehr als in den Vorjahren.

    Unser Autobahnnetz wurde in den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts konzipiert. Es braucht deshalb regelmässig Anpassungen an die Verkehrsentwicklung. Mit dem Ausbauschritt 2023 hat das Bundesparlament die gezielte Beseitigung von sechs Engpässen beschlossen, die sich vom Genfersee bis in die Ostschweiz verteilen. Weil Umweltverbände dagegen das Referendum ergriffen haben, werden wir am 24. November darüber abstimmen.

    Die Gegner dieser Projekte argumentieren, mehr Strassen würden zu mehr Verkehr führen. Dabei übersehen sie, dass die Vorlage gar keine neuen Strassen vorsieht, sondern die gezielte Beseitigung von Engpässen auf bestehenden Strecken. Damit wird auch der Ausweichverkehr bekämpft. Denn wenn es auf der Autobahn klemmt, ergiesst sich der Verkehr häufig durch die Dörfer neben der Autobahn. Geht er wieder aus den Dörfern zurück auf die Autobahn, bleibt das Verkehrsaufkommen gleich. Der Verkehr fliesst wieder dort, wo er hingehört, und in den Dörfern steigen Lebensqualität und Verkehrssicherheit.

    Die Beseitigung der Engpässe auf den Nationalstrassen ist auch für das Gewerbe wichtig. Unsere Unternehmen sind auf eine funktionierende und effiziente Verkehrsinfrastruktur angewiesen. Über die Nationalstrassen fliessen über 70% (!) des Güterverkehrs und über 40% des Individualverkehrs, obschon sie weniger als 3% des gesamten Strassen-Netzes ausmachen. Autobahnen sind damit eigentliche «Schlagadern der Wirtschaft». Umso wichtiger sind ihr regelmässiger Unterhalt und die Beseitigung von Engpässen.

    Auch für unsere Landwirtschaft sind die Nationalstrassen wichtig, zum Beispiel bei der Zulieferung von Futtermittel oder für den Abtransport von Lebensmitteln zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Nur wenn der Verkehr fliesst, kommen Frischprodukte rechtzeitig in die Läden und ziehen sich Tiertransporte nicht unnötig in die Länge.

    Bei der Hälfte der sechs Projekte, gegen welche das Referendum ergriffen wurde, geht es um Tunnels. Diese und die weiteren Teilprojekte werden Ortschaften entlasten, das Kulturland schonen, die Lärmbelastung senken und die Sanierungsfähigkeit und Unterhaltbarkeit der bestehenden Verkehrsinfrastruktur ermöglichen.

    Mit der Beseitigung von Engpässen wird der «stop-and-go» Verkehr auf Autobahnen reduziert. Dadurch kommt es zu weniger Unfällen und zu weniger CO2-Ausstoss resp. (bei e-Autos) zu weniger Stromverbrauch.

    Auch in finanzieller Hinsicht spricht alles für ein Ja zur Sicherung der Nationalstrassen: Denn die Bauprojekte sind bereits bezahlt – von den Autofahrerinnen und Autofahrern über den Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF). Davon profitieren auch Personen, die nicht Auto fahren. Bei der kommenden Volksabstimmung geht es letztlich darum, dass wir unser Verkehrssystem als Ganzes weiterentwickeln. Deshalb stimme ich am 24. November mit Überzeugung Ja für eine Schweiz, die vorankommt!

    Urs Furrer, 
    Direktor Schweizerischer Gewerbeverband sgv

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